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Inter(n)view – Khaled Kamal

Inter(n)view – Khaled Kamal Menschen & Ideen bei der Deutschen Börse

In unserer Reihe „Inter(n)view“ teilen unsere Praktikanten, Auszubildenden und Studierenden ihre Einblicke in die Gruppe Deutsche Börse. Als nächstes berichtet Khaled, der viele Hürden überwinden musste, um bei der Deutschen Börse ein Praktikum als Software Developer zu absolvieren.

Geboren bist du in Afghanistan, hast das Land jedoch früh verlassen müssen. Du sagtest im Vorgespräch, dass du gerne mehr darüber erzählen möchtest?

In Afghanistan habe ich einen Raketenanschlag knapp überlebt, damals war ich vier Jahre alt. Neben unserem Haus waren afghanische Soldaten stationiert, die haben mich aus den Trümmern geholt. Das Ausmaß des Anschlags wurde mir später erst so richtig bewusst. So etwas wird man im Leben nicht mehr vergessen.

Wie bist du mit deiner Familie schließlich nach Deutschland gekommen?

Zwei Tage nach dem Anschlag haben uns Schleuser versichert, dass sie meine Eltern und uns vier Kinder nach Deutschland bringen würden. Mein Onkel lebte bereits seit 1979 in Frankfurt und er war der einzige, den meine Eltern damals im Ausland kannten. Die Schleuser haben uns dann aber nur bis nach Indien gebracht, wo sie schließlich mit unserem Geld flohen. Deswegen mussten wir zwei Jahre in Indien (Neu-Delhi) verbringen. Dort habe ich die erste und zweite Schulklasse besucht.  

Nach zwei Jahren wurden wir wieder von Schleusern erst nach Russland und dann in die Ukraine gebracht, wo wir weitere zwei Jahre bleiben mussten und ich die dritte Klasse besuchen konnte. Beim folgenden Fluchtversuch aus der Ukraine nach Deutschland wurde unsere Familie getrennt und meine Eltern, meine kleine Schwester und ich mussten vier Tage in einem ukrainischen Gefängnis verbringen. Damals war ich acht Jahre alt, meine Schwester war gerade einmal fünf. Beim nächsten Versuch haben wir es schließlich über die Grenze nach Deutschland geschafft, wo wir endlich alle in Deutschland wieder vereint waren.

Du bist in Deutschland zur Schule gegangen und hattest, trotz vieler Hindernisse, immer deinen Traum vom Studium vor Augen. Wie hast du dir diesen Traum verwirklicht?

Ich wurde in der zweiten Hälfte der vierten Klasse ohne Deutschkenntnisse eingeschult. Mit Englisch, das ich in Indien in der Schule gelernt hatte, konnte ich mich durchlagen und bin nicht sitzen geblieben. Neben den Sprachproblemen und keinem festen Bleiberecht hatten wir auch mit Rassismus in der Schule zu kämpfen. Aber ich habe mich nicht unterkriegen lassen und nach der neunten Klasse die Berufsfachschule besucht, wo ich meine mittlere Reife gemacht habe. Danach habe ich meine Fachhochschulreife erworben und war überglücklich, Informatik studieren zu können.

Leider wurde ich zu diesem Zeitpunkt volljährig und hatte noch immer nur eine Duldung mit dreimonatigem Bleiberecht. Zehn Jahre lang musste ich jeden dritten Monat zum Amt gehen und hoffen, dass mein Bleiberecht für drei weitere Monate verlängert werden würde. Somit war es mir nicht möglich, mein Studium fortzusetzen. Einen Ausbildungsplatz bekommt man ebenfalls nicht, wenn man nur ein dreimonatiges Aufenthaltsrecht hat, schon gar nicht einen guten Job.

Somit musste ich mit Fachabitur in der Tasche als Reinigungskraft in einem 5-Sterne-Hotel in Frankfurt meine ersten Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln. Dort habe ich von einer Zeitarbeitsfirma pro geputztem Zimmer 5,40 € erhalten. Doch aufgegeben habe ich nicht: Nachdem ich ein zweijähriges Bleiberecht erhalten hatte, arbeitete ich zunächst als Sales Assistant, später als Floor Manager eines Geschäfts und dann als Chauffeur in Frankfurt.

Als ich endlich meinen deutschen Pass bekommen habe, habe ich direkt angefangen berufsbegleitend Wirtschaftsinformatik zu studieren – neben meinem Chauffeurjob. Hin und wieder fuhr ich auch nach Eschborn und habe die Menschen, die aus „The Cube“ herauskamen oder hineingingen mit Begeisterung angeschaut. Im Hinterkopf habe ich mich immer gefragt, was ich können muss, um eines Tages dort arbeiten zu können. Es war ein großer und unerreichbarer Traum zu der Zeit.

Du hast deine Karriere bei der Deutschen Börse mit einem Praktikum als Software-Developer begonnen. Was waren deine Aufgaben?

Nach vielen Bewerbungen absolvierte ich mein Praktikum bei der Gruppe Deutsche Börse und entwickelte Roboter, die wiederkehrende Prozesse vollautomatisch ausführen. Dort habe ich bei der Prozessberatung, Prozessmodellierung, Programmierung, Fehlerbehandlung und der Prozessdokumentation mitgearbeitet. Auch das anschließende Testen der einzelnen Roboter war Teil meines Aufgabenbereichs. Es ist unfassbar, wie viel man in einer so kurzen Zeit lernen kann. Es herrschte immer eine tolle und sehr kollegiale Atmosphäre, was die Arbeit und das Erlernen der Aufgaben ungemein erleichterte. Ich freute mich jeden Tag auf meine Kolleg*innen und meine Arbeit. Eine solche Wertschätzung habe ich noch nie woanders erlebt. Zusätzlich zu den täglichen Aufgaben absolvierte ich Trainings aus verschiedenen anderen Bereichen, was mir Einblicke in unterschiedliche Teile des Unternehmens verschaffte. So bekommt man ein besseres Gefühl für das Große und Ganze und kann über den eigenen Tellerrand hinausschauen.   

Wie geht es für dich jetzt weiter bei der Gruppe Deutsche Börse?

Seit Anfang April 2021 habe ich einen Vollzeitvertrag im Bereich IT Infrastructure & Operations bekommen. Somit ist das mein erster richtiger Job als Informatiker, worauf ich sehr stolz bin und mich auf meine bevorstehenden neuen Aufgaben freue. Nebenbei studiere ich weiter Wirtschaftsinformatik berufsbegleitend und strebe danach einen Masterabschluss an.

Was würdest du den Menschen, die deine Geschichte nun kennen, gerne mitgeben?

Gebt niemals schnell auf und denkt immer daran, dass ihr nur etwas erreichen könnt, wenn ihr es auch versucht. Die Komfortzone gibt dir ein falsches Gefühl von Ruhe und Erholung, dabei ist genau das dein größter Feind. Wenn du denkst, dass die Börse nur die Besten einstellt, dann steh auf und sei der Beste – du hast hier alles, was du dazu brauchst! Bewirb dich auf jede Stelle, die dir gefällt und nicht nur auf die Stellen, bei denen du dir Chancen ausrechnest! Ich habe mich auf sehr viele Stellen beworben, eine faire Chance bekommen und diese genutzt.

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