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Historie der FWB

Historie der FWB

Krieg, Wiederaufbau, Computerzeitalter – 20. Jahrhundert

Der Erste Weltkrieg und seine Folgen trafen die international ausgerichtete Frankfurter Wertpapierbörse sehr hart. Ausländische Aktien und Anleihen wurden von den deutschen Anlegenden aus Angst vor einer Instrumentalisierung durch die gegnerischen Kriegsparteien verkauft und das freigewordene Kapital zumeist in Reichsanleihen investiert. Bis Kriegsende verschwanden alle ausländischen Wertpapiere von den deutschen Kurszetteln, womit gerade Frankfurt seine Geltung als internationale Wertpapierbörse verlor. Nach Kriegsende waren damit die Auslandskontakte der Frankfurter Börse zerstört, und die Inflation setzte ein. Sie erreichte 1923 ihren Höhepunkt. An der Börse fielen die Wertpapiere, die einen Geldwert ausdrückten, ins Bodenlose. Die Aktie wurde dagegen zum begehrten Spekulationsobjekt. Im Oktober 1929 jedoch fielen die Börsenkurse dramatisch; der 25. Oktober 1929 ging als 'Schwarzer Freitag' in die Geschichte ein. In den nächsten Jahren herrschte eine Weltwirtschaftskrise, die erst 1932 durch eine Erholung der Wirtschaft abgelöst wurde.

Beschädigtes Börsengebäude 1944
© Historisches Museum Frankfurt am Main

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde die gesamte Wirtschaftspolitik in die allgemeine Staats- und Kriegspolitik eingegliedert. Die Börsenaufsicht ging von den Ländern auf das Reich über und die Zahl der Wertpapierbörsen wurde von 21 auf 9 verringert. Die Frankfurter Börse nahm 1935 die Mannheimer Börse auf und hieß fortan Rhein-Mainische Börse. Zwar hatte die Frankfurter Börse als 'Heimatbörse' immer noch Bestand, faktisch übernahm sie aber keine wichtigen Funktionen mehr. Die NS-Wirtschaftslenkung behinderte die Entwicklung des freien Marktes und damit auch den Börsenhandel. Das potenzielle Anlagekapital sollte weitgehend nur noch der Kriegswirtschaft zugute kommen und konnte damit nicht mehr in größere Anleihen oder Anteilsscheine investiert werden. 1944 wurde während eines alliierten Luftangriffes das Frankfurter Börsengebäude schwer beschädigt. Die Börsenversammlungen konnten deshalb nur noch in den Kellerräumen des Gebäudes abgehalten werden.

Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes im Jahre 1945 blieb die Börse zunächst für ein halbes Jahr geschlossen. Sie wurde bereits im September 1945 unter dem Protektorat der US-amerikanischen Militärregierung als eine der ersten Wertpapierbörsen in Deutschland wieder eröffnet.

Erst nach der Währungsreform 1948 und der wachsenden Konsolidierung der deutschen Wirtschaft gewann die Frankfurter Wertpapierbörse allmählich ihre alte Bedeutung zurück. 1949 wird der amtliche Handel wieder eröffnet. Im selben Jahr wird der Frankfurter Kassenverein als Aktiengesellschaft gegründet, zu deren wichtigsten Aufgaben die nach den Kriegswirren notwenige gewordene Wertpapierbereinigung gehört.

1953 werden in Frankfurt für US-Dollar, Kanadische Dollar, Schweizer Franken und Valuta der Europäischen Zahlungsunion vier Devisenbörsen eröffnet. Ab 1956 ist in Deutschland der Kauf ausländischer Börsenpapiere wieder erlaubt. Damit kann sich Frankfurt seinen Traditionen entsprechend dem internationalen Geschäft zuwenden und die deutsche Spitzenposition wieder einnehmen. Die Börsen haben im Nachkriegsdeutschland eine wichtige Funktion als Kapitalvermittler für den Wiederaufbau des Landes. Durch ihre Tätigkeit sind sie auch maßgeblich an dem 'Wirtschaftswunder' in den 1950er und 1960er Jahren und dem Erreichen einer weltwirtschaftlichen Spitzenposition der Bundesrepublik Deutschland beteiligt.

Der große Handelssaal des Börsengebäudes am Rahmhof (heutiger Börsenplatz) in der Frankfurter Innenstadt wird 1957 in neuer Gestalt wieder eröffnet.

1969 beginnt das digitale Zeitalter an der Frankfurter Wertpapierbörse. Ab jetzt können Makler*innen über die EDV-Anlage BÖGA ihre Börsengeschäfte über Datenstationen erfassen und elektronisch weiterverarbeiten. Ein Jahr später erhalten Mitgliedsfirmen der Börse im nächsten Schritt die Möglichkeit, per Fernschreiber mit dem Börsencomputer zu korrespondieren.

Die Börsen-Daten-Zentrale GmbH (BDZ) wird 1970 gegründet. Sie ist das Rechenzentrum der Frankfurter Wertpapierbörse und eine der Vorläuferinnen der Deutsche Börse Systems AG. Im selben Jahr gründen die regionalen Kassenvereine die Deutscher Auslandskassenverein AG (AKV), einer der Vorläuferinnen der heutigen Clearstream International S.A.